Dienstag, 22. November 2011
Himmelhochjauchzend...
...und zu Tode betrübt.

Das spiegelt meine heutige Stimmung wieder. Mein Schädel dröhnt. Ich bin genervt.

Eigentlich ist es dämlich. Ein Abendessen wurde anberaumt von einem Lieferanten und eingeladen werden sollten die Mitarbeiter, mit denen man viel zu tun hat. Das waren mein Kollege und mein Chef. Ok. Keinen Gedanken daran verschwendet, ganz im Gegenteil habe ich den Jungs das gegönnt.
Dann kam der Satz "Hm, A., eigentlich hättest du auch dabei sein müssen. Du telefonierst doch täglich mit denen und triffst genauso die Entscheidung Umsatz mit der Firma zu machen, oder jemand anderes zu wählen."

Dieser blöde, kleine, unbedeutende Satz hat in meinem Geist eine Kaskade an Gedanken freigesetzt. Der lauteste ist "Klar, ich würde mich auch nicht einladen wollen. Mit sowas wie mir würde ich mich auch nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen." oder "Na super, das zeigt mir mal wieder wo ich für die Leute stehe."
Und schon sind alle Selbstzweifel wieder da. Der Blick in den Spiegel ist wieder unerträglich geworden. Schon füllen sich die Augen mit Tränen.

Ist mein Selbstwertgefühl wirklich so gering? Ich fühle mich so verletzlich, so bloßgestellt nach dem Motto "Guck dir die dicke Frau an! Wie kann man sich mit der abgeben?".

Und schon vergrabe ich mein Innerstes unter tonnenschweren Steinen, errichte die Mauer um mein Herz neu. Versuche mein Gesicht zu einer Maske zu machen, damit mich niemand entlarvt. Ich lache, scherze, bin aufgedreht, um den Schein aufrecht zu erhalten. Und niemand merkt es. Und ich finde mich armselig, ohne es erklären zu können...

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"Klar, ich würde mich auch nicht einladen wollen. Mit sowas wie mir würde ich mich auch nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen." oder "Na super, das zeigt mir mal wieder wo ich für die Leute stehe."
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Solche Gedankengänge kommen mir leider sehr bekannt vor. Aber eigentlich sind die echt Quatsch. Sie spekulieren herum und ziehen dabei noch private Probleme mit rein. Sie könnten auch ganz anders spekulieren: Wahrscheinlich wird es so gewesen sein, dass der Lieferant einfach nur 2 Leute einladen wollte/konnte und man sich dann eben für den Chef und den Kollegen entschieden hat. Ob es nun fair war, den Kollegen Ihnen vorzuziehen kann ich nicht beurteilen, aber da Sie am Anfang ja auch gar nicht böse waren, gehe ich mal davon aus, dass er auch viel Kontakt mit dem Leferanten hat und das deshalb ok ist. Die Entscheidung hat also mal rein gar nichts mit Ihrem Aussehen oder Ihrer Leistung zu tun.

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Und schon sind alle Selbstzweifel wieder da. Der Blick in den Spiegel ist wieder unerträglich geworden. Schon füllen sich die Augen mit Tränen.
Ist mein Selbstwertgefühl wirklich so gering? Ich fühle mich so verletzlich, so bloßgestellt nach dem Motto "Guck dir die dicke Frau an! Wie kann man sich mit der abgeben?".
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Die Frage nach dem Selbstwertgefühl müssen Sie ehrlicherweise mit JA beantworten! Sie scheinen immer eine Schuld bei sich zu suchen und das spricht natürlich nicht für ein großes Selbstwertgefühl. Das wirklich Tragische ist, dass Sie gar keinen Grund dafür haben. Ich habe Ihren Blog komplett gelesen und alles was ich da erfahren habe, sagt über Sie aus, dass sie ein warmherziger, hilfsbereiter und wertvoller Mensch sind! Sie bewerten nur Ihre Stärken nicht hoch genug.

Ein Beispiel. Sie sehen es als ihre Schwäche, nicht Nein sagen zu können. Das ist natürlich zum Teil richtig, wenn es darum geht, dass Sie sich nicht ausnutzen lassen. Aber hinter dem 'nicht nein sagen können' steht eben Ihre große Stärke, nämlich die Hilfsbereitschaft. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke und ein toller Charakterzug! Würden mehr Menschen solche Hilfsbereitschaft haben, würde es uns allen besser gehen, glaube ich!
Das Problem ist eben, dass die Menschen, die Hilfsbereitschaft von anderen ausnutzen, dabei wesentlich besser aussehen. Sie haben weniger Stress, stehen gut da usw. Deshalb ist es total ok, wenn Sie versuchen sich weniger ausnutzen zu lassen, aber Sie sollten eben auch ihre Stärke hinter der Hilfsbereitschaft sehen und stolz darauf sein! Sie sehen aber nur: Ich lasse mich ausnutzen, also bin ich schwach. Eigentlich ist der andere schwach, denn der würde ohne Ihre Hilfe nichts gebacken bekommen...

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Und schon vergrabe ich mein Innerstes unter tonnenschweren Steinen, errichte die Mauer um mein Herz neu. Versuche mein Gesicht zu einer Maske zu machen, damit mich niemand entlarvt. Ich lache, scherze, bin aufgedreht, um den Schein aufrecht zu erhalten. Und niemand merkt es. Und ich finde mich armselig, ohne es erklären zu können...
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Ich vermute einfach mal, Sie finden sich selbst eher armselig, weil sie eben so wenig Selbstwertgefühl haben und sich schwach fühlen, während alle um Sie herum anscheinend so stark und zufrieden sind.
Aber nochmal. Sie haben gar keinen Grund dazu, sich schwach zu fühlen. Sie haben einen Full-Time Job, den Sie offensichtlich sehr gut machen. Sie kümmern sich um ihre Eltern, ihren Hund und ihren Mitbewohner (einen Umstand, den ich bisher gar nicht nachvollziehen kann....). 'Nebenbei' haben Sie noch ihren Haushalt...
Das hört sich für mich nicht nach einem schwachen Menschen an, der sowas wuppt. Sie erwähnten mal, dass Sie als Hobby auch Geschichten schreiben, dazu gehört meistens einiges an Fantasie, Gefühl und auch logischem Denken damit Zusammenhänge passen. Sie sind also kreativ.
Ich fasse nochmal zusammen: Hilfbereit... stark belastbar... Organisatorisch... Kreativ... Gefühlvoll... Hört sich das alles nach einem schwachen, armseligen Menschen an? Ich finde nicht!!

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Zuerst einmal möchte ich mich für diese sehr aufmunternden Worte bedanken. Auch Ihre Einschätzung meiner Person liest sich "schön". An manchen Tagen fühle ich mich auch so wie Sie mich beschreiben. An anderen Tagen habe ich Gedanken, wie in meinem Blogbeitrag beschrieben.

Wahrscheinlich ist es der fehlende Zuspruch, der mich so denken, fühlen und schreiben lässt...die Bestätigung, dass man gut ist so wie man nun einmal ist. Ein kleines Lob, oder eine kleine Anerkennung in welcher Art auch immer.

Aber ich arbeite an mir...an meiner Einstellung.

Die Situation mit meinem Mitbewohner ist folgende: Er ist mein Ex-Lebensgefährte. Er zog für mich von der äußersten Ecke Deutschlands nach NRW. Als ich an Krebs erkrankt war, hat er mir beigestanden. Mit ihm zusammen habe ich meinen schlimmsten Albtraum besiegt, denn ich wurde als Kind von einem Nachbarn mißbraucht. Er hat mir sozusagen das Leben gerettet und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Nun geht es ihm nicht gut, weder finanziell noch gesundheitlich. Ihn weiterhin bei mir wohnen zu lassen und ihm nun auch beizustehen ist für mich eine Möglichkeit mich bei ihm zu bedanken.

Dies aber nur am Rande zum Verständnis.

Noch einmal Danke schön für Ihren Kommentar.

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